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Warum sich die erwartete Insolvenzwelle für 2021 verspätet

28. April 2021

Aufgrund der Corona-Pandemie und der dadurch ausgelösten Wirtschaftskrise wurde eine sehr hohe Anzahl von Unternehmensinsolvenzen erwartet. Bislang ist hiervon wenig zu spüren.

Zahlreiche Unternehmen mussten aufgrund der beschlossenen Maßnahmen ihren Geschäftsbetrieb vorübergehend schließen, was zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt hat. Die Kosten hingegen laufen weiter und so stehen viele Unternehmen diverser Branchen vor großen finanziellen Schwierigkeiten. Dass sich einige dieser Unternehmen nicht mehr davon erholen können, ist leider abzusehen.

Entgegen den meisten Prognosen ist die Insolvenzwelle 2021 bisher aber ausgeblieben. Zwar leidet die Wirtschaft sehr stark unter den Einschränkungen der Corona-Politik, bisher hat die Pandemie allerdings nicht so viele Insolvenzen ausgelöst, wie ursprünglich angenommen wurde. Demnach lag die Zahl der Insolvenzen 2020 lediglich bei knapp 17.000. Im Jahr zuvor waren es noch ca. 18.800.

Wie erklärt sich die niedrige Zahl der Insolvenzen?

„Dass die Insolvenzwelle bisher noch nicht losgetreten wurde, liegt unter anderem an den vom Staat ausgezahlten Fördermitteln für Unternehmen“, sagt Bernhard Niemann, Sanierungs- und Restrukturierungsberater bei InsoPrevent – Unternehmenssicherung.

Vor allem während des ersten Lockdowns im März 2020 flossen die staatlichen Gelder sehr schnell. Die Bundesregierung hat in Rekordtempo ein Hilfspaket geschnürt, um Unternehmen und Selbstständige so schnell und so gut wie möglich zu unterstützen. Weitere finanzielle Hilfen gab es auch, als der zweite Lockdown im November beschlossen wurde. Auf diese Weise konnte das Überleben vieler Unternehmen (zunächst) gesichert werden. Allerdings haben diese Gelder auch Unternehmen erhalten, die sich schon vor Corona in einer Krise befunden haben. Zudem wurde aufgrund der Corona-Pandemie die Insolvenzantragspflicht bis Ende September 2020 ausgesetzt.

Viele Unternehmen, darunter hauptsächlich Kleinbetriebe, die vorübergehend zahlungsunfähig waren bzw. sind, hatten dadurch die Hoffnung, sich von den immensen Umsatzeinbußen zu erholen und keine Insolvenz anmelden zu müssen. Andere Kleinunternehmen haben – statt über eine spätere Insolvenz nachzudenken – ihren Geschäftsbetrieb dauerhaft eingestellt und das sinkende Schiff verlassen, bevor es zu einer Zahlungsunfähigkeit kommt.

„All dies zeigt, dass die Anzahl der Insolvenzen aktuell wenig über die tatsächliche wirtschaftliche Situation in Deutschland aussagt. Das Ausmaß der Wirtschaftskrise wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen“, so Bernhard Niemann.

Insolvenzursachen 2020

Bei der Untersuchung der im Jahr 2020 angemeldeten Unternehmensinsolvenzen hat sich jedoch herausgestellt, dass die meisten Unternehmen nicht aufgrund von Corona liquidiert wurden. Fast die Hälfte der insolventen Unternehmen musste ihre Geschäftstätigkeit aufgrund von operativen Ursachen aufgeben. Laut Niemann gehören hierzu u. a.:

  • Fehlendes oder mangelhaftes Controlling
  • Schlechtes Personalmanagement
  • Fehlerhafte Kostenstruktur
  • Schlechte Unternehmensorganisation

Nach den operativen Ursachen ist höhere Gewalt Insolvenzursache Nummer zwei. Neben Naturkatastrophen und Terrorakten gehören auch Pandemien zu dieser Kategorie. Knapp 14 Prozent der aktuellen Insolvenzen beruhen demnach auf der Corona-Pandemie und den entsprechenden Einschränkungsmaßnahmen der Politik. Das ist deutlich weniger als erwartet.

Ähnlich viele Insolvenzen gehen auf Gründungsfehler zurück. Diese werden beispielsweise dann gemacht, wenn der Unternehmensgründer nicht über das erforderliche Know-how verfügt und sich nicht als Unternehmer eignet. Dazu gehört auch, sich keine fachkundige Beratung zu nehmen. Fast ebenso häufig führte fahrlässiges Verhalten zu einer Insolvenz.

Deutlich seltener sind die Fälle, für die es strategische Ursachen gibt. Diese belegen mit rund sechs Prozent einen der hinteren Plätze. Hierzu zählt vor allem zu spätes oder falsches Handeln bei Marktveränderungen. Noch seltener sind nur noch externe Ursachen. Von externen Ursachen wird gesprochen, wenn die eigene Insolvenz durch äußere Umstände wie beispielsweise der Insolvenz eines wichtigen Kunden oder Geschäftspartners oder der negativen Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen ausgelöst wird.

Corona als Katalysator

Doch auch, wenn Corona nur in wenigen Fällen ursächlich ist, so dient die Pandemie dennoch als Katalysator. Unternehmen, die sich aus anderen Gründen in eine finanziell schwierige Lage manövriert haben, bekommen durch die Corona-Krise schließlich den letzten Dolchstoß verpasst. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass gesunde Unternehmen eine bessere Chance haben, aus dieser Krise herauszukommen.

Fest steht, dass Corona als Insolvenzursache an Bedeutung gewinnen wird, sobald die staatlichen Fördermittel eingestellt werden. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft, gibt es schon jetzt 4.500 (Zombie)Unternehmen, die ohne die staatlichen Hilfen nicht überleben können. Es wird erwartet, dass diese Insolvenzanträge im Herbst 2021 eingereicht werden. Die Insolvenzzahlen werden dann deutlich über den Zahlen von 2020 liegen. Schätzungen zufolge wird es ca. 23.250 Insolvenzen geben – davon sicherlich mehr aufgrund von Corona.

Ausweg der Krise

Doch trotz Corona oder anderer Ursachen könnten viele Unternehmen überleben, wenn sie sich frühzeitig über Sanierungsmaßnahmen informieren und sich eine entsprechende Beratung einholen. Das Wichtigste bei einer solchen Sanierungsberatung ist es, die genaue Ursache der Krise herauszufinden, um dann die notwendigen Maßnahmen ergreifen zu können. Je schneller diese Maßnahmen ergriffen werden, desto wahrscheinlicher ist es, den Fortbestand des Unternehmens sichern und die Existenzgefährdung abwenden zu können. Krisenursachen können endogen oder exogen sein. Bei einer Pandemie handelt es sich um eine exogene Krisenursache. Es ist nicht möglich, darauf Einfluss zu nehmen. Umso notwendiger ist es aber, bestimmte Anpassungen im und am Unternehmen vorzunehmen. Ein bloßes „Aussitzen“ der Pandemie ist keine Lösung.

Wenn zusätzlich endogene Krisenursachen vorliegen, sind deutlich mehr Anpassungen erforderlich. Personelle Ursachen, mangelhaftes Controlling oder schlicht Fehler in der Unternehmensführung sollten behoben werden, um nach der Corona-Krise nicht direkt in die nächste Krise zu geraten, die sich vielleicht schon vorher abgezeichnet hat.

Eine klare Sicht auf die aktuelle Unternehmenssituation können sich Geschäftsführer*innen mithilfe des Krisenbarometers von InsoPrevent – Unternehmenssicherung verschaffen. Mit diesem kostenfreien Onlinetool werden Handlungsbedarfe festgestellt und mögliche Sofortmaßnahmen aufgezeigt.

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