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Kapitalstrukturorientierte Finanzierungsmaßnahmen

Finanzierungsmaßnahmen sind dann kapitalstrukturorientiert, wenn sie sich direkt auf die Bilanz des Unternehmens auswirken. Dazu gehören vor allem Gläubigerbeiträge, durch die sich die Schuldensituation des Unternehmens schnell und drastisch verändern lässt.

Diese kapitalstrukturorientierten Finanzierungsmaßnahmen erwarten Sie in diesem Artikel

etwa 10 Min. Lesedauer

Forderungsverzicht

Damit ein Unternehmen funktionieren kann, erbringt es Dienstleistungen, nimmt gleichzeitig aber auch Fremddienstleistungen in Anspruch. Wenn es Dienstleistungen für einen Kunden erbringt, entstehen Forderungen. Bei der Inanspruchnahme von Fremddienstleistungen entstehen wiederum Verbindlichkeiten. Diese Verbindlichkeiten bestehen vor allem gegenüber Lieferanten, Vermietern, Banken, etc.

Kann das Unternehmen diese Gläubiger nicht mehr bedienen, sammeln sich die Verbindlichkeiten an und es kommt zu einer eventuellen Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung. Häufig schaffen es Unternehmen nicht mehr aus eigener Kraft, eine solche Situation zu verlassen.

Die Gläubiger haben allerdings die Möglichkeit, das Unternehmen mit einem Forderungsverzicht zu unterstützen, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden. Sie leisten damit wichtige Gläubigerbeiträge, die die Insolvenz des Schuldners abwenden können.

Der Forderungsverzicht bedeutet, dass Gläubiger ihren Schuldnern die Verbindlichkeiten entweder ganz oder teilweise erlassen. Dieser Schuldenerlass wird auch als negatives Schuldanerkenntnis bezeichnet. § 397 BGB bestimmt hierzu, dass ein Schuldverhältnis erlischt, wenn Gläubiger und Schuldner einen Vertrag darüber schließen, dass die Schuld entweder erlassen wird oder anerkannt wird, dass sie nicht besteht.

Durch den Forderungsverzicht verbessert sich die bilanzielle Situation eines Unternehmens schlagartig und sorgt so für eine sofortige Entlastung.

Besserungsschein

Oft erfolgt ein Forderungsverzicht in Verbindung mit einem Besserungsschein. Die Kombination mit einem Besserungsschein hat zunächst die gleiche Auswirkung wie bei einem einfachen Forderungsverzicht.

Der Gläubiger verzichtet erst einmal auf seine Forderungen, erhält mit einem Besserungsschein allerdings Nachzahlungen, sobald sich die finanzielle Situation des Schuldners verbessert. Damit sichert sich der Gläubiger zukünftige Zahlungen und verzichtet nicht dauerhaft auf seine Forderungen.

Wenn sich Schuldner und Gläubiger auf einen solchen Besserungsschein einigen, ist es von großer Bedeutung, wie dieser formuliert wird. Es gibt hier nämlich verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Insbesondere der Eintritt des Besserungsfalls muss ganz konkret definiert werden, damit es später keine widersprüchlichen Interpretationen gibt.

Forderungsrückkauf

Der Begriff Forderungsrückkauf kann zunächst missverständlich sein. Gemeint ist damit, dass ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten zurückkaufen kann. Da die Verbindlichkeiten eines Unternehmens aber gleichzeitig die Forderungen einer anderen Partei darstellen, wird hier von Forderungsrückkauf gesprochen.

Das bedeutet, ein Unternehmen kauft die Forderungen zurück, die ihm gegenüber bestehen. Diese Maßnahme macht durchaus Sinn, wenn der Wert eines Darlehens betrachtet wird. Da der Marktwert eines Kredites innerhalb einer Unternehmenskrise an Wert verliert und schließlich unter dem ursprünglichen Wert liegt, kann ein Unternehmen seine eigenen Verbindlichkeiten zu einem günstigeren Preis zurückkaufen.

Durch den Rückkauf der Verbindlichkeit besteht keine Forderung mehr gegen das Unternehmen, so dass die Bilanz mit sofortiger Wirkung verbessert wird. Tatsächlich kann ein Unternehmen auf diese Weise sogar einen Gewinn erzielen. Bei dieser Maßnahme ist auch interessant, dass das Unternehmen beim Forderungsrückkauf Gläubiger und Schuldner zugleich ist.

Da der Wert der Forderung allerdings niedriger ist als zum Zeitpunkt des Entstehens der Forderung, gleicht der Forderungsrückkauf einem teilweisen Forderungsverzicht. Das Unternehmen zahlt sich die Verbindlichkeit somit selbst teilweise zurück und verzichtet zur gleichen Zeit auf die Differenz zur ursprünglichen Forderung.

Debt Equity Swap

Bei einem Dept Equity Swap geht es darum, Schulden in Eigenkapital umzuwandeln. Diese Umwandlung wird meist dann vorgenommen, wenn ein Unternehmen in seiner Bilanz einen sehr großen Fremdkapitalanteil aufweist.

Durch die Umwandlung einer Verbindlichkeit in Eigenkapital sinkt sowohl der Fremdkapitalanteil als auch der Zinsaufwand, der mit einer Darlehensaufnahme einhergeht. Praktisch sieht ein Debt Equity Swap so aus, dass sich ein Gläubiger zunächst die Option geben lässt, den gegebenen Kredit in Eigenkapital umzuwandeln.

Für den Geldgeber hat dies den Vorteil, dass er sich auf diese Weise eine Beteiligung am Unternehmen sichert, sofern er das gewährte Darlehen nicht zurück erhält.

Obwohl der Debt Equity Swap für viele Geldgeber eine attraktive Alternative darstellt, gilt das lange nicht für jeden Gläubiger. So weigern sich vor allem Banken, ein Darlehen in Eigenkapital umwandeln zu lassen, da sie in der Regel kein Interesse daran haben, Anteile an einem Unternehmen zu halten.

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Debt Mezzanine Swap

Auch der Debt Mezzanine Swap kann als Maßnahme zur Sanierung eines Unternehmens genutzt werden. Der Unterschied zum Debt Equity Swap besteht darin, dass Verbindlichkeiten in Genussrechte umgewandelt werden.

Schwierig ist hierbei jedoch nach wie vor, ob Genussrechte als Eigen- oder Fremdkapital eingestuft werden. Ausschlaggebend ist dabei, ob Handels- oder Steuerrecht zugrunde gelegt wird. Hierzu hat der Gesetzgeber bisher keine eindeutige Entscheidung getroffen.

Verzicht auf Pensionszusagen

Verspricht ein Unternehmen zukünftige Leistungen für eine betriebliche Altersvorsorge, muss es entsprechende Rückstellungen bilden. Wie hoch diese Rückstellungen sein müssen, hängt von der Höhe der zukünftigen Leistung und der aktuellen Zinsentwicklung ab.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Rückstellungen höher ausfallen, je niedriger der aktuelle Zins ist.

Der Verzicht auf Pensionszusagen dient erneut als Zeichen dafür, dass die Geschäftsführung an die Rettung des Unternehmens glaubt und bereit ist, persönliche Abstriche zu machen, um die Sanierung zu unterstützen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen externen Geschäftsführer handelt oder ob der Geschäftsführer auch selbst Gesellschafter des Unternehmens ist.

Konzerninterne Umstrukturierung

Im Rahmen einer Unternehmenssanierung besteht auch die Möglichkeit, eine Umstrukturierung innerhalb eines Konzerns durchzuführen. Hierfür werden die Verbindlichkeiten von der Mutter- auf die Tochtergesellschaft übertragen.Diese Vorgehensweise wird hauptsächlich dann genutzt, wenn Unternehmensübernahmen fremdfinanziert werden.

Zum Zwecke der Übernahme wird eine eigene Gesellschaft gegründet, die sodann als Muttergesellschaft auftritt. Das Vermögen der zu übernehmenden Tochtergesellschaft sollte dabei in etwa so hoch sein wie der Kaufpreis, damit sich der größte Teil der Transaktion selbst trägt.

Die bei der Übernahme entstehenden Kosten werden daraufhin auf die Tochtergesellschaft übertragen, wo sie als Betriebsausgaben geführt werden und mit den laufenden Erträgen verrechnet werden können. Dies senkt den Gewinn und die damit einhergehende Steuerbelastung.

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